Hinabgetaucht ans Ende Europas
aufgetaucht
beladen mit eurer unerschütterlichen Weltsicht,
eurer Traurigkeit
im Angesicht versunkener Galeeren,
Portugal
gib mir deine Bilder zurück,
die ich liebe
und nicht verstanden
habe
Oder sollten wir das Johannes-Evangelium
aufschlagen,
als der Ungläubige nach den Zeichen
fragte,
Fragmente seines verlorenen Schatzes,
seiner Antwort,
die es nie gab
* * *
Brandendes Meer peitscht Granitfelsen
spielt,
leckt sie, lässt ab,
verweigert
Satyr und Bacchus laden zum Tanz,
panflötengleich fallen Schaumkaskaden,
Meereskörper setzt weinblattfarbene
Reize
Gischtfinger wiegen die ekstatischen,
schweißnassen
Körper
zum wirbelnden
Höhepunkt
zerspleißende Fontänen wirbeln auf,
schleierndes Narrenspiel
sich possenmüde wegrollend in den tauben Akt
wie Langeweile, wie Eingespieltes,
ent – larvt, ent – meert,
letzter Wirbel, letztes Wollen,
Aufschrei,
Vergangenheit,
Trommelruhe.
* * *
Öffne mir dein Herz,
Portugal,
reiße es aus den Korallenbänken,
den abgründigen Schlünden deiner
Vergangenheit
voller Gold und Diamantenstein,
Garfunkel glänzt über der güldenen Maske,
steuere doch in die offene Herzenssprache …
Erinnere dich der Versunkenen,
springe hinauf, mein Herz,
höre, empfange Gischt als schäumendes Gefängnis
deiner Sprache,
befreie dich,
tief eintauchend in die Wellen der Selbstschau,
frei,
in die deiner Worte,
beladen in Würde, hoffend und wartend
auf ein anderes Ende
der Welt
* * *
Ein einziges Wort
verschieden – sein …
Liegt darin etwas Besonderes, Bemerkenswertes, Liebevolles,
reizvoll – verschieden?
bei vielen Ausgesprochenes
verliert sich
in der Wüster der
Worte
verloren in Alltäglichkeit
Denke, dass Sehnsuchtserwecken
die Frage nach der eigenen Verschollenheit
beinhaltet …
frage dich: wonach suche ich, sehne mich
wenn ich deine Worte nicht
suchte
* * *
Segelnder Träume Flug
auf Krokodiles Rücken,
frei
nimm uns mit, Peter Pan, Reiter der Lüfte,
uns Unverständige
in das Reich deiner Märchenschönheiten
der böse Kapitän wollte dich hindern,
doch ohne deine Freunde …
Jim Knopf half dir dabei
und Lukas auf der rostigen, alten Dampflokomotive,
Frau Maltzahn,
das Urmel aus dem Eis mit seinem Freund,
dem starrsinnigen Löwen
und der Räuber Hotzenplotz
nimm uns mit
in ein Liebesreich, ein Reich der Freundschaft
und des Friedens
für die Träume,
für die Kinder
für uns
Lernende
* * *
Schütternde Balkanzüge,
einsames Erwachen, woher, wohin,
das Räderschlagen des Orientexpresses verliert
sich in Gehirnfäden
wie die Weite der Balkanlandschaft
Eine Reise, nicht mit Peter Ustinov und Agatha
und ihren Morden,
doch gleichsam seelenmordend und glaubensverneinend
Kein 16.50 ab Paddington, keine Maske des Dimitrios,
keine Mistelzweige aus Lothringen,
nein,
ein Pilgerzug nach Palästina,
in die Weite des Glaubens, vielleicht des Erkennens
Finde ich die Täter oder bin ich das Opfer?
In Byzanz stoppt mich meine Vergangenheit,
in Istanbul mein Glaube,
in Konstantinopel meine Geschichte
Laßt mich doch fahren in das Schütternde, Ungewisse,
die Fremde der Gefühle,
nach Patmos,
dort, wo wieder
Leben
ist
* * *
Wind schlägt in mein Gesicht,
greift satyrgleich in mein Haar,
aufgeschlagene Bücher flimmern ockerbraun, vergilbt,
zerlesen,
peinigende Sehnsucht, stoß mich in die Verliese
der Königskaravellen und laß mein Weh-Sein
verschallen
ein Blick zurück, niemals zurück,
ich kann nicht in die geöffnete Weite springen
meine Fesseln schneiden ins Fleisch …
die kleine, weiße Kapelle, der Segen des Priesters,
Mensch-Sein
wem gehört mein Ja-Sagen?
der unendlichen geschichtlichen Weite
oder den gebrochenen Felsen von Sagres,
gebrochenen Abendmahlfresken
oder den leuchtenden Augen des Dankes?
* * *
…… Herzen öffnen
und doch in Tejoufern
gefangen sein,
wartend auf die Ritter von Guimaraes,
wartend auf die Befreier der trauernden
Seele
Erblickte Pessoa im Bica-Satz das Elend,
das der streitbare Camoes in die neue Welt
einbrannte
mit Lyra, Herzensswärme und Schwert?
Liegt darin das Geheimnis der würdevollen
Traurigkeit?
Oder das des einsamen Wollens danach?
Pessoa schrieb schon über die Unruhe des Herzens …
nicht über die des Wollens oder die des Willens …
nein,
er vertraute anderen Zuhörern …